2. Protestcamp in Stuttgart: #Menschenrechte unverhandelbar – auch in Moria

12.07.2021

Am 19. und 20. Juni 2021 veranstaltete der AGDW e.V. als Mitglied des neu gegründeten Stuttgarter Aktionsbündnis Menschenrechte und Flucht (SAMFT) das Protestcamp auf dem Kronprinzplatz in Stuttgart.
Highlight der Veranstaltung war ein Original-Zelt des UN-Flüchtlingskommisariats UNHCR – so wie sie in den Lagern an den EU-Außengrenzen stehen. Außerdem konnte eine Fluchtgeschichte durch eine Virtual Reality Brille hautnah miterlebt werden. Audio- und Bilderausstellungen sowie Informationsstände lieferten Fakten zur dramatischen Lage auf den Fluchtrouten, in Flüchtlingscamps und in den Herkunftsländern, in denen gravierende Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind.
Die Kundgebungen bewegten vor allem durch die persönlichen und teils schockierenden Erfahrungsberichte von Geflüchteten sowie Helfenden aus Lagern an den EU-Außengrenzen.

Isabelle und Ronja, Mitarbeiterinnen des AGDW e.V., thematisierten in ihrer Rede die Lage von LSBTI* in Nigeria, wo auf homosexuelle Handlungen die Todesstrafe steht (Quelle: Lesben- und Schwulenverband Deutschland).
Nachdem ein Antrag auf Asyl gestellt wurde, müssen sich die Geflüchteten LSBTI* teils retraumatisierenden und höchst intimen Fragen bei der Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellen. So lautet beispielsweise die Frage aus einem BAMF-Anhörungs-Protokoll „Haben Sie sich denn keine Gedanken dahingehend gemacht, dass Homosexualität in Ihrem Land unter Strafe steht und welche Konsequenzen das für Sie haben könnte?“
In einem Video, das Sie hier anschauen können,  wird die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dargestellt.
Ronja und Isabelle vom AGDW e.V. berichten dazu:
„Unser großartiger Helfer, Leiter eines Trommelkurses der uns auf der Trommel begleitete, wurde in der Zwischenzeit aufgrund der Dublin-Verordnung nach Italien abgeschoben!
Wir sind sehr betroffen und in Gedanken bei ihm!
Diese Abschiebung zeigt einmal mehr, wie grotesk die Anwendung des europäischen Asylsystems ist und dass eine individuelle Fallbetrachtung unbedingt notwendig wäre. Einen Menschen wegen der geltenden Dublin-Verordnung abzuschieben, ist für uns zwar nachvollziehbar, jedoch nicht, dass davor nicht geprüft wird, ob dieser Mensch in dem zuständigen Land auch unter menschenwürdigen Verhältnissen leben kann. Derzeit lebt er ohne jeglichen Leistungsbezug auf der Straße. Hätten wir keine tollen ehrenamtlichen Helfenden die ihn unterstützen, könnte er sich noch nicht einmal etwas zu Essen leisten.“

Einige Klient*innen der AGDW waren ebenfalls vor Ort und halfen beim Aufbau, beteiligten sich an den Kundgebungen und zogen interessierte Passant*innen mit packenden Trommeleinheiten an.

  • Geflüchtete in den EU-Außenlagern dürfen nicht vergessen werden!
    Genauso all jene, die ihr Leben im Mittelmeer verlieren!
    2021 sind bereits mindestens 800 Menschen auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken!

  • Gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen fordern wir die Aufnahme von Geflüchteten, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und die Unverhandelbarkeit von Menschenrechten!

Einen Artikel der Stuttgarter Zeitung zum Protestcamp finden Sie hier: Für ein Europa, das Menschen rettet