Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen stoppen!

25.11.2021

Gemeinsam mit 27 anderen Organisationen fordert der Paritätische Gesamtverband die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, die Rechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen endlich zu beenden.
Statt Abschottung und rechtswidrigen Push-Backs fordern die unterzeichnenden Organisationen humanitäre Unterstützung und insbesondere Zugang zu einem fairen Asylverfahren in Europa! Dies gilt nicht nur für die belarussisch-polnische Grenze, sondern für alle EU-Außengrenzen.

Die Lage an den östlichen europäischen Außengrenzen spitzt sich seit Wochen zu. Die Berichte und Bilder über massive Menschenrechtsverletzungen insbesondere an der belarussisch-polnischen Grenze, unter denen auch viele Kinder und Familien leiden müssen, sind schwer zu ertragen.

Über Wochen waren die Menschen dort im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus eingesperrt und konnten weder zurück nach Minsk noch in die EU einreisen, um einen Asylantrag zu stellen. Bei Minusgraden mussten selbst kleine Kinder in der Kälte ohne humanitäre Hilfe ausharren, viele Menschen verloren dabei ihr Leben. Auch wenn es mittlerweile humanitäre Hilfsangebote durch Belarus gibt, ist noch vollkommen unklar, wie viele Menschen weiterhin ohne jede Unterstützung in den Wäldern ausharren müssen.

Die unterzeichnenden Organisationen sind extrem besorgt hinsichtlich des europa- und völkerrechtswidrigen Vorgehens der EU-Mitgliedstaaten bei Grenzübertritten. Gewaltsame Pushbacks, wie sie von Kroatien seit Jahren straflos praktiziert werden, sind auch in Polen zur gut dokumentierten Praxis des Grenzschutzes geworden. Menschen werden im Grenzgebiet aufgespürt und ohne individuelle Prüfung ihres Asylgesuchs oder ihrer Einreisegründe unter Zwang vor die europäischen Außengrenzen zurückgebracht. Eine klare Verurteilung dieses Vorgehens durch die EU-Kommission und andere Mitgliedstaaten – wie etwa Deutschland – fehlt. Und inzwischen werden schutzsuchende Menschen in Herkunftsstaaten wie den Irak zurückgebracht, ohne vorher zu prüfen, ob sie dort Verfolgung oder sonstigen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind.

Die unterzeichnenden Organisationen fordern deshalb von der Bundesregierung und der EU-Kommission:

1. Die Bundesregierung und die EU-Kommission müssen die betroffenen Menschen, allen voran Kinder und Familien, aus den entsprechenden Regionen evakuieren und auf die EU-Staaten umverteilen.
2. Die Praxis der Push-Backs muss sofort unterbunden und der Zugang zu einem rechtsstaatlichen Asylverfahren sichergestellt werden. Mitgliedstaaten, die sich dem verweigern, müssen sanktioniert werden.
3. Den betroffenen Menschen, insbesondere Kindern und Familien, in den Grenzregionen müssen umgehend ein festes Dach über dem Kopf, eine regelmäßige Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung sowie Zugang zur Gesundheitsversorgung gewährt werden

Liste der unterzeichnenden Organisationen:
Amadeu Antonio Stiftung, Amnesty International Deutschland e.V., Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Ärzte ohne Grenzen e.V., AWO Bundesverband, Brot für die Welt (e.V.), Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Der Paritätische Gesamtverband, Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e.V., Deutsches Kinderhilfswerk e.V., Diakonie Deutschland, ECPAT Deutschland e.V., Equal Rights Beyond Borders, International Rescue Committee, Jesuitenflüchtlingsdienst, Jugendliche ohne Grenzen, JUMEN – Juristische Menschenrechtsarbeit in Deutschland e.V., National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN – Kinderrechtskonvention, OUTLAW.die Stiftung, Plan International, PRO ASYL, Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV), Save the Children Deutschland e.V., Seebrücke – Schafft Sichere Häfen!, SOLWODI Deutschland e.V., SOS-Kinderdorf e.V., terre des hommes Deutschland e.V., World Vision Deutschland e.V.

Der Appell zum Download als PDF: Menschenrechtsverletzungen stoppen!


 

Die Menschen müssen in all ihren Facetten wahrgenommen werden

05.10.2021

In einem Artikel für „PARITÄTinformbeschäftigen sich Isabelle Monthuley und Denis Bieler vom AGDW e.V. mit dem Mehrwert Sozialer Arbeit mit Geflüchteten und kommen zum Schluss, dass „das Leid nicht ausgeblendet werden kann, Menschen in all ihren Facetten wahrgenommen werden müssen. In der Wahrnehmung und Würdigung des Leids der Anderen liegt vielleicht sogar die größte Ressource, die wir in uns selbst und für unsere Gesellschaft wiederentdecken und bewahren können: Humanität.“


Foto: Ronja Roy

Laut Duden ist die Definition von Mehrwertein Zuwachs an Wert, den ein Unternehmen erreicht“. Der Mehrwert Sozialer Arbeit kann sich aber nicht nur auf erreichte Ziele in Bezug auf ein einzelnes Individuum, einzelne Gruppen oder Budgets beziehen, sondern muss den Nutzen für die Gesellschaft als Ganzes abbilden. Zentral ist ferner, dass nicht machtvolle gesellschaftliche Institutionen alleine definieren über welche Kennzahlen der Mehrwert Sozialer Arbeit gemessen wird, sondern alle beteiligten Akteure in den Definitionsprozess der Erfolge Sozialer Arbeit mit einbezogen werden (Dr. M. Boecker: „Den Mehrwert Sozialer Arbeit messbar machen“, Sozialwirtschaft Juni 2016, S.11)

Den gesamten Artikel aus „PARITÄTinform“ können Sie hier lesen: Flüchtlingssozialarbeit = Humanität


 

Rettungskette für Menschenrechte und RUN FOR RESCUE

23.09.2021

Am Samstag den 18.09.2021 fand in Stuttgart die deutschlandweite Aktion der „Rettungskette für Menschenrechte“ statt.  Aufgerufen dazu hatten der AK Asyl Stuttgart und der Evangelische Kirchenkreis Stuttgart. Der AGDW e.V. war neben vielen anderen Organisationen ebenfalls vertreten. In Stuttgart wurden anstatt einer Kette „Rettungsringe“ gebildet.

2021 sind bereits über 1.200 Menschen im Mittelmeer ertrunken!
Mit dieser Aktion wollen wir ein Zeichen für Solidarität setzen!
Solidarität mit den Geflüchteten, die sich gezwungen sehen einen solchen Weg auf sich zu nehmen, um sich in Sicherheit zu bringen und mit den Retter*innen auf den Seenot-Rettungsschiffen.

Der AGDW e.V. unterstützt die Forderung nach sicheren Fluchtrouten und besseren Bleibeperspektiven!

Ein Artikel der Stuttgarter Nachrichten zur Aktion ist hier zu finden: Zeichen der Solitarität mit Geflüchteten

 

Und am 25.09.2021 veranstaltet das Stuttgarter Aktionsbündnis Menschenrechte und Flucht – SAMFT den ersten bundesweiten RUN FOR RESCUE für Stuttgart rund um den Marienplatz.
Alle die möchten können teilnehmen. Ganz egal, ob mit Kinderwagen, Rolli oder Joggingschuhen.
Auch die AGDW ist auf dem Marienplatz dabei!
Am Samstag, 25.09.2021 zwischen 11:00 und 16:00 Uhr!

 


 

Stuttgarter Bürgerpreis 2021: Abstimmen für 2 Projekte der AGDW!

15.09.2021

Die Bürgerstiftung Stuttgart ruft auf zur Abstimmung für den Publikumspreis des Stuttgarter Bürgerpreises 2021!

Zur Abstimmung stehen auch 2 Projekte des AGDW e.V.:

  • Der AGDW e.V. – Kinderclub in der Kategorie Nachhaltigkeit
  • Der AGDW e.V. – Lernraum in der Kategorie Innovation

Bitte geben Sie Ihre Stimme für diese beiden Projekte ab!  ⇒Hier geht`s zur Online- Abstimmung!


 

Der PARITÄTISCHE fordert vom Land Baden-Württemberg die sofortige Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan

09.09.2021

Der AGDW e.V. unterstützt die Forderung des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg an die Landesregierung, über die rund 1.100 Ortskräfte und ihre Familien hinaus auch besonders bedrohte Menschen aufzunehmen.
Dazu gehörten Frauenrechtler*innen, Menschenrechtsaktivist*innen, Journalist*innen, religiöse und sexuelle Minderheiten und ihre Angehörigen, Künstler*innen sowie alle aktiv und kritisch zivilgesellschaftlich Engagierten.
Baden-Württemberg sei in der Pflicht, über den Anteil von 13 Prozent nach dem bundesweiten Verteilschlüssel hinauszugehen.

Die Pressemitteilung des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg dazu können Sie hier lesen


 

2. Protestcamp in Stuttgart: #Menschenrechte unverhandelbar – auch in Moria

12.07.2021

Am 19. und 20. Juni 2021 veranstaltete der AGDW e.V. als Mitglied des neu gegründeten Stuttgarter Aktionsbündnis Menschenrechte und Flucht (SAMFT) das Protestcamp auf dem Kronprinzplatz in Stuttgart.
Highlight der Veranstaltung war ein Original-Zelt des UN-Flüchtlingskommisariats UNHCR – so wie sie in den Lagern an den EU-Außengrenzen stehen. Außerdem konnte eine Fluchtgeschichte durch eine Virtual Reality Brille hautnah miterlebt werden. Audio- und Bilderausstellungen sowie Informationsstände lieferten Fakten zur dramatischen Lage auf den Fluchtrouten, in Flüchtlingscamps und in den Herkunftsländern, in denen gravierende Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind.
Die Kundgebungen bewegten vor allem durch die persönlichen und teils schockierenden Erfahrungsberichte von Geflüchteten sowie Helfenden aus Lagern an den EU-Außengrenzen.

Isabelle und Ronja, Mitarbeiterinnen des AGDW e.V., thematisierten in ihrer Rede die Lage von LSBTI* in Nigeria, wo auf homosexuelle Handlungen die Todesstrafe steht (Quelle: Lesben- und Schwulenverband Deutschland).
Nachdem ein Antrag auf Asyl gestellt wurde, müssen sich die Geflüchteten LSBTI* teils retraumatisierenden und höchst intimen Fragen bei der Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellen. So lautet beispielsweise die Frage aus einem BAMF-Anhörungs-Protokoll „Haben Sie sich denn keine Gedanken dahingehend gemacht, dass Homosexualität in Ihrem Land unter Strafe steht und welche Konsequenzen das für Sie haben könnte?“
In einem Video, das Sie hier anschauen können,  wird die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dargestellt.
Ronja und Isabelle vom AGDW e.V. berichten dazu:
„Unser großartiger Helfer, Leiter eines Trommelkurses der uns auf der Trommel begleitete, wurde in der Zwischenzeit aufgrund der Dublin-Verordnung nach Italien abgeschoben!
Wir sind sehr betroffen und in Gedanken bei ihm!
Diese Abschiebung zeigt einmal mehr, wie grotesk die Anwendung des europäischen Asylsystems ist und dass eine individuelle Fallbetrachtung unbedingt notwendig wäre. Einen Menschen wegen der geltenden Dublin-Verordnung abzuschieben, ist für uns zwar nachvollziehbar, jedoch nicht, dass davor nicht geprüft wird, ob dieser Mensch in dem zuständigen Land auch unter menschenwürdigen Verhältnissen leben kann. Derzeit lebt er ohne jeglichen Leistungsbezug auf der Straße. Hätten wir keine tollen ehrenamtlichen Helfenden die ihn unterstützen, könnte er sich noch nicht einmal etwas zu Essen leisten.“

Einige Klient*innen der AGDW waren ebenfalls vor Ort und halfen beim Aufbau, beteiligten sich an den Kundgebungen und zogen interessierte Passant*innen mit packenden Trommeleinheiten an.

  • Geflüchtete in den EU-Außenlagern dürfen nicht vergessen werden!
    Genauso all jene, die ihr Leben im Mittelmeer verlieren!
    2021 sind bereits mindestens 800 Menschen auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken!

  • Gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen fordern wir die Aufnahme von Geflüchteten, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und die Unverhandelbarkeit von Menschenrechten!

Einen Artikel der Stuttgarter Zeitung zum Protestcamp finden Sie hier: Für ein Europa, das Menschen rettet


 

Siebter Aktionstag der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer am 30. Juni 2021

01.07.2021

Zum Aktionstag für die Migrationsberatung trafen sich gestern die Geschäftsführerin der AGDW Karin Dressel, die Abteilungsleiterin Migration der AWO Stuttgart Nora Yildirim und die Migrationsberaterin Ulrike Gremminger vom Caritasverband Stuttgart im Namen der Liga der Wohlfahrtsverbände in Stuttgart mit den Bundestagsabgeordneten Ute Vogt von der SPD und Dr. Anna Christmann von Bündnis 90/Die Grünen zum Meinungsaustausch.
Sowohl Frau Christmann als auch Frau Vogt drückten dabei ihre Wertschätzung für diese wichtigen Anlaufstellen für Zuwanderer und Geflüchtete aus und sind auch bereit, sich für eine ausreichende Finanzierung einzusetzen. Ein weiteres Gespräch mit Dr. Stefan Kaufmann von der CDU soll am 14.7.2021 folgen.

Die Beratungszahlen der Migrationsberatung befinden sich weiterhin auf hohem Niveau. Viele von den in den letzten Jahren Angekommenen haben immer noch großen Bedarf an Beratung und Unterstützung. In vielen Fällen sind die Beratungsbedarfe intensiver und komplexer geworden. Das betrifft die Vielfalt der individuellen Fallkonstellationen und wird verstärkt durch sich ändernde gesetzliche Vorgaben. Die Ausstattung der Beratungsstellen mit Ressourcen bleibt demgegenüber hinter dem, was notwendig ist, weit zurück.                                                                                         

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege hatte deshalb die Träger der Migrationsberatung zu einem weiteren Aktionstag aufgerufen, um die wichtige Arbeit der MBE und weiterer Migrationsfachdienste sichtbarer zu machen.

Insbesondere sollte darauf hingewiesen werden, welche „systemrelevante“ Bedeutung die MBE gerade auch in der anhaltenden Pandemie vor Ort bei der Beratung und Begleitung ratsuchender Eingewanderter einnimmt. Bundesweit ist es den Trägern der MBE trotz der pandemiebedingten Verunsicherungen und Einschränkungen gelungen, das Beratungsangebot aufrecht zu erhalten.

Durch die Neuentwicklung und Anwendung digitaler Formate und die Fortsetzung der bewährten Präsenz- bzw. telefonischen Beratung kann auf drängende Alltagsfragen (Kurzarbeit, Kinderbetreuung etc.) weiterhin zeitnah eingegangen werden. In Zeiten großer Umbrüche ist die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer ein verlässlicher Ansprechpartner in der Einwanderungsgesellschaft vor Ort und fördert und sichert durch langjährig gewachsene Vernetzung den Zusammenhalt des Gemeinwesens.